Unsere Weihnachtsgeschichten.
Der Advent ist da und mit ihm die Zeit der Vorfreude auf das Weihnachtsfest. Aber bevor wir uns diesem Fest, dem guten Essen, dem Beisammensein und den Geschenken zuwenden, wollen wir an jedem Adventssonntag kurz zurückschauen und Bilanz ziehen. Auch wenn nicht alles, was wir uns vorgenommen haben, umgesetzt werden konnte, so freuen wir uns umso mehr für jeden Hund, der mit unser aller Arbeit – eben auch Ihrer und eurer Unterstützung – in ein schönes Heim vermittelt werden konnte. An vier davon wollen wir exemplarisch für alle Notfelle erinnern.

Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt,
erst eins,
dann zwei …

… und mit diesem zweiten Licht feiern wir den Mut, den es manchmal im Leben braucht, damit Dinge gut werden können. Hierfür steht die Geschichte des ehemaligen Kettenhundes, Berger, der heute Paul heißt.

Wer nimmt einen Kettenhund auf, der mit großer Wahrscheinlich sein gesamtes bisheriges Leben als Wachhund, isoliert und ohne soziale Kontakte verbracht hat? Wie geht man als Tierschutzverein mit solch einer Anfrage um, wenn wir unsere Verantwortung nicht nur dem Hund, sondern auch den zukünftigen Haltern gegenüber gerecht werden wollen? Wir nehmen allen Mut zusammen und geben dem Tier eine Chance.

Vor der Vermittlung eines auch nur annähernd, vielleicht, eventuell, unter Umständen, ein klein wenig problematischen Hundes steht ein zweistufiger Prozess der Beobachtung und Bewertung:
a) durch die langjährigen Erfahrungen der Partnerorganisation in Ungarn und
b) durch eine Pflegestelle in Deutschland.

Damit wird die Bedeutung unserer Partnerorganisationen in Ungarn deutlich. Dort wurde Berger aufgenommen und beobachtet. Da diese Beobachtungen mit ausgesprochen viel Sachverstand und einer langjährigen Erfahrung einhergehen, können wir uns auf die Expertise verlassen. Trotzdem braucht es Mut, sich einem so vernachlässigten und zu Anfang für alle unberechenbaren Tieres anzunehmen. Und es braucht Mut, diesen Hund in die Vermittlung aufzunehmen, denn mit nur einem einzigen Fehler steht und fällt der gute Ruf jeder Tierschutzorganisation, steht und fällt auch der Ruf von H4P. Viele Gespräche wurden geführt, viele Test mussten durchlaufen werden und schließlich stand für Futrinka fest, Berger ist zwar ein vernachlässigter, aber grundsätzlich herzensguter Hund.

Um diese Einschätzung abzusichern, wurde Berger auf eine Pflegestelle nach Deutschland gebracht und beobachtet. Hunde sind so erstaunliche Wesen; ihr Leben im Hier und Jetzt hilft beim Überwinden von Traumata. So war es auch bei Berger und wir mussten gar nicht lange warten, bis sich Interessenten für ihn fanden.

Den Bericht derjenigen Menschen, die den Mut hatten, einem ehemaligen Kettenhund eine Chance zu geben, möchten wir gern heute, am zweiten Advent, veröffentlichen:

„Im Frühjahr 2016 entschieden wir uns dazu, ab Sommer einen Hund aufzunehmen. Wir waren uns von Anfang an einig, dass es ein Hund aus dem Tierschutz sein soll: ein süßer Mischling aus dem Ausland, mittellanges Fell, nicht zu groß, nicht zu klein, kinderlieb, sportlich und und und … Ich hatte ein genaues Bild im Kopf.

Ich erzählte einer Bekannten von unserem Plan und sie schickte mir ein Foto von einem Hund namens Berger, der gerade den zweiten Tag in Deutschland bei einer Pflegefamilie war und meinte: “Wäre so einer was für euch?“ Mein Freund und ich sahen uns an. Ein Jagdhund? Ein Kettenhund? Und was ist das überhaupt für eine Rasse? Noch nie gehört. Damit kennen wir uns doch gar nicht aus! Und der ist draußen doch bestimmt total anstrengend! Sind die überhaupt kinderlieb?

Je mehr wir recherchierten, umso begeisterter wurden wir von Berger. Etwas später war es dann so weit. Mein Freund, unsere damals vierjährige Tochter und ich besuchten Berger in seiner Pflegefamilie: Es war Liebe auf den ersten Blick! Seine ruhige, jedoch auch neugierige und freundliche Art ließ unsere Herzen höher schlagen! Besonderes Interesse zeigte Berger an unserer Tochter, ihr fühlte er sich von Beginn an besonders zugetan. Er lief immer wieder zu ihr hin und ließ sich ausgiebig von ihr streicheln. Eines unserer wichtigsten Kriterien bei der Auswahl eines Hundes war somit schon einmal erfüllt: Er verstand sich mit unserer Tochter!

Nach einigen Tagen war es dann endlich so weit. Unser Paul zog bei uns ein. In der ersten Zeit verhielt er sich sehr ruhig und zurückhaltend, wich jedoch schon damals kaum von unserer Seite. Er wollte immer und überall dabei sein, auch wenn ihn die vielen neuen Eindrücke noch sichtlich überforderten. Es wurde deutlich, wie wenig er in seinem bisherigen Leben kennen gelernt hatte. Besonders große Angst zeigte Paul vor allen großen Gegenständen (z.B. Wischer, Staubsauger etc.). Wenn wir ihm damit zu nahe kamen, unterwarf er sich sofort und schaute uns mit angstgeweiteten Augen an. Mit der Zeit gewann er jedoch immer mehr Vertrauen und merkte, dass er bei uns nichts zu befürchten hatte.

Menschen gegenüber ist unser Paul immer sehr freundlich und neugierig und lässt sich gerne von jedem streicheln und verwöhnen; nur bei einem bestimmten Typ von Mann ist er ausgesprochen vorsichtig und verkriecht sich dann gerne bei uns (wahrscheinlich Erinnerung an sein früheres Leben). Paul ist draußen mittlerweile extrem temperamentvoll und wird von jedem auf sieben Monate anstatt auf sieben Jahre geschätzt. Er ist einerseits sehr sanft und extrem verschmust, kann aber andererseits auch wild mit Herrchen und Tochter herumtoben. Er liebt es, neben dem Fahrrad herzulaufen oder mich bei einem Ausritt mit dem Pferd zu begleiten.

Paul lernt unglaublich schnell. Dadurch weiß er leider auch, wie man Frauchen mit entsprechend leidvollem Tierschutzhundeblick um den Finger wickeln kann.

Im August 2016 entwickelte sich ein Abszess an Pauls Hals. Das war ein großer Schock für uns! Er musste operativ entfernt werden. Da ich mir ausgerechnet an diesem Tag nicht frei nehmen konnte, war ich gezwungen, ihn schon vor der OP in der Klinik abzugeben und dort allein zu lassen. Meine große Angst war, dass Paul glaubt, schon wieder sein Zuhause verlassen zu müssen. Wir haben ihn so schnell wie möglich abgeholt und die Freude war auf allen Seiten sehr groß. Die OP und der Heilungsprozess sind gut verlaufen und der Abszess ist auch nicht zurückgekehrt.

Wir sind überglücklich, Paul bei uns zu haben! Keine Sekunde haben wir an unserer Entscheidung, diesen Hund trotz seiner Vorgeschichte zu uns zu nehmen, gezweifelt und auch unsere Tochter betont immer wieder, dass sie ihn nicht missen möchte.“

Mit dieser Geschichte im Herzen sehen wir voller Mut in die Zukunft,
tun Sie es auch!

Eurer Team von Hands4Paws / Helfende Hände für Jagdhunde in Not e.V.